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Nervensystem beruhigen: 7 natürliche Wege zu mehr Ruhe und Balance

Mann sitzt entspannt auf einer Bank im Wald, umgeben von Bäumen und Grün – ein Moment der Ruhe in der Natur, ideal um das Nervensystem zu beruhigen

Inhaltsverzeichnis

Ist dein Kopf ständig damit beschäftigt, die Dinge aufzuzählen, die am Tag passiert sind, oder all das durchzugehen, was du noch erledigen musst? Kommt dein Geist einfach nie zur Ruhe? Vielleicht merkst du, wie deine Gedanken wie in einer Endlosschleife kreisen – selbst dann, wenn du eigentlich Feierabend hast oder nichts Dringendes ansteht. Statt Entspannung fühlst du innere Unruhe, Anspannung oder das Gefühl, ständig „auf Abruf“ zu sein. Hast du Schwierigkeiten, dich wirklich fallen zu lassen, tief durchzuatmen und den Moment zu genießen? Diese Gedankenspiralen lassen sich mit klaren mentalen Routinen durchbrechen – mehr dazu im Leitfaden Self-Mastery (mentale Klarheit & Selbstbeherrschung).

Als ich vor über zehn Jahren mit Meditation begann, war es für mich eine enorme Herausforderung, einfach still zu sitzen. Schon nach wenigen Minuten hatte ich das Gefühl, es kaum noch auszuhalten – die Gedanken sprangen wild hin und her, und ich wollte am liebsten sofort wieder aufstehen. Doch genau darin lag die eigentliche Übung: die Gedanken wahrzunehmen, ohne sie zu bewerten, ohne zu urteilen, und sie einfach an sich vorbeiziehen zu lassen wie Wolken am Himmel. Am Anfang war das unglaublich schwer, aber mit Geduld und Disziplin hat sich etwas verändert. Mit der Zeit habe ich viele verschiedene Formen ausprobiert – Atemmeditation, Zen-Meditation, Kriya Yoga und auch Transzendentale Meditation. Jede dieser Praktiken hat mir neue Perspektiven eröffnet. Heute ist das stille Sitzen für mich fast schon ein vertrautes Ritual geworden. Es schenkt mir nicht nur innere Ruhe, sondern auch ein tieferes Verständnis für mich selbst. Achtsamkeit ist dabei der Schlüssel – denn je mehr wir lernen, Gedanken einfach sein zu lassen, desto leichter finden wir zurück zu Balance und Gelassenheit.

Genau hier zeigt sich dein Nervensystem in Aktion. Und genauer gesagt könnte es ein Hinweis darauf sein, dass dein parasympathisches Nervensystem – also jener Teil, der für Entspannung, Regeneration und innere Balance zuständig ist – nicht so arbeitet, wie es sollte. Die gute Nachricht: Mit gezielten Techniken kannst du dein Nervensystem beruhigen, den Kreislauf aus Stress und Unruhe durchbrechen und wieder mehr Gelassenheit in deinen Alltag bringen. 

Lass uns ein wenig darüber sprechen. Das autonome Nervensystem, das die meisten deiner unbewussten Körperfunktionen steuert (vom Herzschlag und der Verdauung bis hin zur Atmung und zum Blutdruck), besteht aus zwei Zweigen: dem Sympathikus (dein Kampf-oder-Flucht-Modus) und dem Parasympathikus (dein Ruhe-und-Erholungs-Modus). Beide sind unverzichtbar, aber viele von uns verbringen zu viel Zeit im sympathischen Übersteuerungsmodus. Wir sind ständig angespannt, nervös oder ausgebrannt. Studien zeigen, dass chronischer psychosozialer Stress nicht nur das tägliche Wohlbefinden beeinträchtigt, sondern auch messbare Effekte auf das autonome Nervensystem hat – etwa eine verringerte Herzratenvariabilität (HRV) und eine erhöhte arterielle Spannung (Lucini et al., 2005). Der Körper bleibt dadurch länger im Modus ‚Alarm‘ ohne genügend parasympathische Erholungsphasen.

Heute bin ich hier, um dir zu helfen, das zu ändern. Gemeinsam werden wir erforschen, was es wirklich bedeutet, das parasympathische Nervensystem zu regulieren, und wie man einfache, natürliche Techniken nutzen kann, um Körper und Geist in einen ruhigeren und widerstandsfähigeren Zustand zu versetzen. Denk an Atemübungen, Kältereize und die Beruhigung des Vagusnervs. Vergiss auch Yoga und achtsame Bewegung nicht. Das sind die Praktiken, die du wirklich brauchst. 

Bevor wir beginnen, möchte ich, dass du weißt: Das sind keine abstrakten Ideen. Es sind praktische Methoden, die jede*r ausprobieren kann, um sich besser zu fühlen. Dieser Leitfaden zeigt dir, wie du das parasympathische Nervensystem mit Selbstvertrauen und Leichtigkeit aktivieren und stimulieren kannst.

Lass uns damit beginnen zu verstehen, wie das autonome Nervensystem wirklich funktioniert – und warum Balance so wichtig ist. Wenn du lernst, das vegetative Nervensystem zu beruhigen, findest du leichter zurück zu innerer Ruhe und Stabilität. Genauso wichtig ist es, das sympathische Nervensystem zu beruhigen, damit Anspannung und Stress nicht dauerhaft die Oberhand gewinnen.

 

Das autonome Nervensystem – auch als vegetatives Nervensystem bekannt


Um zu verstehen, wie man das parasympathische Nervensystem reguliert, müssen wir uns zunächst das größere Ganze anschauen – das autonome Nervensystem. Dieser Teil deines Nervensystems arbeitet automatisch. Er kontrolliert Dinge wie Herzfrequenz, Verdauung, Atmung, Blutdruck und sogar die Organfunktionen. Es besteht aus zwei Hauptteilen:

Sympathikus und Parasympathikus

Das sympathische Nervensystem – Das ist deine Kampf-oder-Flucht-Reaktion. Es bereitet deinen Körper auf Handlung vor. Es beschleunigt deinen Herzschlag, schärft deinen Fokus und erhöht die Durchblutung der Muskeln. Es wird in stressigen oder energiegeladenen Situationen aktiviert.

Das parasympathische Nervensystem – Oft als „Ruhe-und-Verdauungssystem“ bezeichnet, bringt es deinen Körper zurück in einen Zustand der Ruhe. Es verlangsamt das Herz, unterstützt die Verdauung, reguliert die Atmung und fördert Regeneration und Heilungsprozesse. Es ist das, was dich sicher fühlen lässt. Mit gezielten Atemübungen, Kältereizen und achtsamer Bewegung kannst du den Parasympathikus aktivieren und deinem Körper zuverlässig den Wechsel in den Erholungsmodus signalisieren.

Diese beiden Systeme befinden sich in einem ständigen Zusammenspiel. Sie arbeiten zusammen, um auf deine innere und äußere Umgebung zu reagieren.

Doch in der heutigen Welt dominiert der Stress. Deadlines, Lärm, digitale Überlastung und emotionale Belastungen können zu einem überaktiven Sympathikus und einem unteraktiven Parasympathikus führen. Deshalb erleben heute viele Menschen Symptome wie:

  • flache Atmung oder Engegefühl in der Brust
  • Verdauungsprobleme
  • Schlafstörungen
  • Angst oder Panik
  • ständige innere Anspannung

Die gute Nachricht: Dein Nervensystem ist nicht starr. Es reagiert auf Signale aus deinem Körper (insbesondere über den Vagusnerv), der eine wichtige Rolle bei der Aktivierung des parasympathischen Zweigs. Mit den richtigen Werkzeugen kannst du dieses System gezielt ansprechen und dich sanft in einen Zustand innerer Ruhe, Balance und Regeneration bringen. Auf diese Weise kannst du Schritt für Schritt auch dein autonomes Nervensystem beruhigen und mehr Gelassenheit im Alltag finden. Wenn du verstehen möchtest, wie man diesen Prozess messbar machen kann, lies hier weiter: Stressmessung – Wie Herzratenvariabilität und der Qiu Ball zeigen, was dein Körper wirklich fühlt

Das parasympathische Nervensystem verstehen

Wenn du wissen möchtest, wie man das parasympathische Nervensystem reguliert, musst du verstehen, was dieses System tatsächlich tut. Dieses Netzwerk ist für Ruhe, Verdauung, Heilung und emotionale Erholung ausgelegt. Es veranlasst deinen Körper, die Herzfrequenz zu senken, den Blutdruck zu reduzieren und die Verdauungsprozesse zu stimulieren. Es beruhigt auch deinen Geist und fördert das emotionale Gleichgewicht.

Wenn dieser Weg jedoch durch ständige Stressoren überfordert oder ignoriert wird, kann dies eine Reihe von Beschwerden auslösen. Dazu gehören chronische Angstzustände, Schlafschwierigkeiten, Verdauungsstörungen und sogar Burnout. Kurz gesagt: Dein Körper bleibt in einem erhöhten sympathischen Zustand gefangen (Kampf-, Flucht- oder Erstarrungsreaktion), ohne das wiederherstellende Gegengewicht der parasympathischen Aktivierung.

Dieses Ungleichgewicht kann sich äußern als:

  • Herzrasen oder Herzstolpern
  • Verdauungsbeschwerden wie Blähungen oder Verstopfung
  • Überforderung, Reizbarkeit oder emotionale Erschöpfung
  • Schwierigkeiten, abzuschalten oder einzuschlafen

Das Erkennen dieser Anzeichen ist der erste Schritt, um das Nervensystem zu beruhigen. Wenn du Praktiken anwendest, die parasympathische Reaktionen aktivieren – wie tiefes Atmen, Meditation oder sanfte Bewegung –, sendest du deinem Körper ein starkes Signal, dass er sicher ist und entspannen kann. Kleine, konsequente Gewohnheiten (wie innehalten zum Atmen, die Stimulation des Vagusnervs oder das Üben achtsamer Körperwahrnehmung) stärken nach und nach deine innere Fähigkeit zur Ruhe. Mit der Zeit wirst du körperliche Veränderungen bemerken (vertiefte Atmung, weniger Anspannung, verbesserte Verdauung) und emotionale Effekte wie eine stabilere Stimmung und größere Widerstandskraft.

Kurz gesagt: Der parasympathische Zweig kann mehr, als dir nur beim Entspannen zu helfen. Er kann das natürliche Gleichgewicht deines Körpers unterstützen, Regeneration fördern und dir ermöglichen, flexibel auf die Anforderungen des Lebens zu reagieren.

Im nächsten Abschnitt werde ich dir helfen, den Vagusnerv genauer zu betrachten – einen Schlüsselknotenpunkt, der stimuliert werden kann, um das parasympathische System zu aktivieren und Ruhe in dein tägliches Leben zu bringen.

Der Vagusnerv

Der Vagusnerv ist die direkte Verbindung deines Körpers, die den Hirnstamm mit Organen wie Herz, Lunge und Verdauungstrakt verbindet. Er wird oft als „parasympathische Schnellstraße“ bezeichnet, wegen seiner entscheidenden Rolle – er hilft, das parasympathische Nervensystem zu aktivieren und dein Nervensystem auf natürliche Weise zu beruhigen.

Der Vagusnerv hat zwei Zweige:

Der ventrale Vagus-Komplex, der soziale Verbindung, ruhige Zustände und emotionale Sicherheit fördert.
Der dorsale Vagus-Komplex, der an primitiveren Reaktionen beteiligt ist, darunter Erstarrung oder Abschaltung, wenn du überwältigt bist.

Diese Unterscheidung stammt aus der Polyvagal-Theorie, die erklärt, wie unser Nervensystem evolutionär auf Signale von Sicherheit oder Gefahr reagiert und über welche Vagus-Äste diese Reaktionen vermittelt werden (Porges, 2022, Polyvagal Theory: A Science of Safety).“

Mein Ziel hier ist es, den ventralen Zweig sanft zu trainieren. Lass uns in Richtung Ruhe, Resilienz und inneren Frieden gehen. Wenn es um Aktivierung geht, kann das sehr einfach sein. Du brauchst keine medizinischen Geräte, um den Vagusnerv zu stimulieren – häusliche Übungen sind ein sehr kraftvolles Werkzeug.

Das kannst du tun:

  • Langsame, tiefe Atemzüge, besonders in 4–6-Sekunden-Zyklen (4 Sekunden einatmen und 6 Sekunden ausatmen)
  • Summen, Singen oder Tönen, um den Halszweig einzubeziehen
  • Kalte Reize im Gesicht, am Hals oder oberen Brustbereich (wie kalte Duschen oder Gesichtseis-Tauchbäder)
  • Sanfte Massage oder Klopfen am Hals und an den Füßen (bekannt als Akupressur)

All diese Ansätze senden Signale über den Vagusnerv und helfen dir, sanft in einen parasympathischen Ruhezustand zu wechseln.

Im nächsten Abschnitt werden wir eine Reihe natürlicher Praktiken erkunden (von tiefem Atmen und Kältereizen bis hin zu Meditation, Dankbarkeit und Yoga). Alle sind darauf ausgelegt, dir zu helfen, das parasympathische Nervensystem im Alltag zu regulieren. Bleib dabei. Dein ruhiges und ausgeglichenes Selbst wartet schon.

Wie sich Resonanzatmung praktisch auswirkt, zeige ich in meinem Biofeedback-Erfahrungsbericht – mit HRV-Kurven, Atemrhythmus & Learnings aus der Praxis.

Wie man das parasympathische Nervensystem auf natürliche Weise reguliert

Ich möchte sieben wirksame Methoden mit dir teilen. Sie können dir helfen, das parasympathische Nervensystem zu aktivieren und das Nervensystem sanft zu beruhigen. Es ist Zeit, deine Resilienz und dein allgemeines Wohlbefinden zu stärken.

1. Tiefenatmungstechniken

  • 4-7-8 oder Box Breathing – 4 Sekunden einatmen, 7 Sekunden halten, 8 Sekunden ausatmen. Dieser einfache Rhythmus verlangsamt auf natürliche Weise die Herzfrequenz.
  • Resonanz- oder Kohärenzatmung – Atmen mit 5–6 Atemzügen pro Minute hilft, die Herzratenvariabilität (HRV) zu steigern und den Vagusnerv gezielt zu stimulieren. Studien zeigen zum Beispiel, dass ein vierwöchiges Training mit Resonanzatmung bei jungen Erwachsenen nicht nur die HRV messbar erhöht, sondern auch Stress reduziert. (PMC ). Diese Technik wird häufig in Verbindung mit Biofeedback eingesetzt, um den Effekt messbar zu machen. Unterstützend können Apps und Geräte genutzt werden, die Atemrhythmus und HRV sichtbar machen, zum Beispiel Elite HRV, HeartMath Inner Balance oder Biosign in Kombination mit Biofeedback-Sensoren. Sie können dabei helfen, den Atem zu synchronisieren, Fortschritte nachzuvollziehen und die eigene Balance zwischen Sympathikus und Parasympathikus bewusster zu trainieren. Wenn du konkrete, praxiserprobte Atemtechniken aus dem Bereich Breathwork suchst, die wirklich entspannen, lies gern meinen ausführlichen Beitrag über 7 natürliche Atemübungen zur Entspannung – dort zeige ich dir alltagstaugliche Breathwork-Übungen gegen Stress und Angst, die leicht umzusetzen sind.
  • Zwerchfellatmung – Lege eine Hand auf deine Brust und eine auf den Bauch. Atme in den Bauch, sodass sich deine Hand dort stärker hebt als die Brust. Dies aktiviert Dehnungsrezeptoren, die Signale über den Vagusnerv senden. Wenn du mehr über 

2. Kältereize

Kaltes Wasser ist nicht nur belebend – es ist auch ein wirksames Werkzeug, um das parasympathische Nervensystem zu stimulieren. Besonders der Bereich Gesicht, Hals und Brust reagiert stark auf Kältereize: Wenn du kaltes Wasser ins Gesicht spritzt oder eine kalte Dusche nimmst, wird der sogenannte Tauchreflex ausgelöst. Dieser Reflex verlangsamt die Herzfrequenz, steigert die kardiovagale Aktivität und signalisiert deinem Körper unmittelbar, in den Erholungsmodus zu wechseln.

Wissenschaftliche Studien bestätigen diesen Effekt: Schon kurze Gesichts-Kältereize erhöhen die parasympathische Aktivierung und verbessern die Herzratenvariabilität (HRV). So zeigte eine Untersuchung, dass kalte Stimulationen im Gesichtsbereich die Aktivität des Vagusnervs deutlich steigern können (Jungmann et al., 2018, PMC6334714 

Eine weitere Studie zum Cold Face Test belegt, dass dieser einfache Reiz nicht nur die Herzfrequenz senkt, sondern auch Stressreaktionen wie erhöhte Cortisolwerte abschwächt (Richer et al., 2022, PMC9649023

Aus eigener Erfahrung: Yoga-Übungen, tiefe Atmung und Meditation helfen mir, geerdet zu bleiben. Zusätzlich nehme ich regelmäßig kalte Duschen – manchmal sogar zweimal täglich –, da sie mir ein starkes Gefühl von Ruhe und Klarheit geben. Es ist eine der effektivsten Methoden, die ich persönlich erlebt habe.

Probiere es selbst aus: 30 Sekunden kaltes Wasser ins Gesicht oder eine kurze kalte Dusche am Morgen können schon reichen, um dein Nervensystem zu beruhigen. Selbst kleine Reize können langfristig die HRV verbessern, die Stressbelastung senken und dein emotionales Gleichgewicht unterstützen.

3. Singen, Summen und Tönen


Die Vibration im Hals stimuliert den Vagusnerv, besonders beim Summen oder beim Tönen von Om. Die meisten Traditionen nutzen Klang, um Körper und Atem zu verbinden – und die Wissenschaft bestätigt, dass Vibration im Hals Stress reduziert und das parasympathische Nervensystem reguliert. 

4. Meditation und Achtsamkeit (MBSR)

Meditation und Achtsamkeit – Schon wenige Minuten geführte Meditation oder Achtsamkeitsübungen pro Tag aktivieren den Parasympathikus. Methoden wie Bodyscan, Atemachtsamkeit oder Präsenzübungen sind wissenschaftlich mit einem niedrigeren Cortisolspiegel, verbesserter HRV und mehr emotionalem Gleichgewicht verbunden. Eine große Meta-Analyse im Fachjournal JAMA Internal Medicine zeigt, dass Achtsamkeitsprogramme Stress signifikant reduzieren und das Wohlbefinden steigern können. Die Studie findest du hier.

Wer Unterstützung beim Einstieg sucht, kann auf Meditations-Apps zurückgreifen, die Struktur und Motivation bieten. Besonders hilfreich sind hier z. B. Muse mit EEG-Feedback zur Messung der Gehirnaktivität, Headspace oder Calm für geführte Meditationen, oder auch Insight Timer mit einer großen Vielfalt an kostenlosen Übungen. Diese Apps machen es leicht, regelmäßig zu üben und die Effekte im Alltag spürbar zu verankern. 

Besonders bekannt ist das Programm MBSR (Mindfulness-Based Stress Reduction), das von Jon Kabat-Zinn entwickelt wurde. Es kombiniert Achtsamkeitsmeditation, Körperübungen und Elemente der Stressbewältigung zu einem strukturierten 8-Wochen-Kurs. MBSR gilt als eines der am besten untersuchten Achtsamkeitsprogramme weltweit und wird heute sowohl in Kliniken als auch im Alltag eingesetzt, um Menschen im Umgang mit Stress zu unterstützen. Studien zeigen, dass MBSR Stress, Angst und depressive Symptome signifikant reduziert und gleichzeitig das Wohlbefinden steigert (Goyal et al., 2014, JAMA Internal Medicine)

5. Langsame, bewusste Bewegung

Yoga-Übungen, die sanfte Bewegung mit tiefer Atmung verbinden (z. B. Vorbeugen oder Umkehrhaltungen), stimulieren vagale Bahnen. Selbst langsames Gehen im Freien kann das parasympathische System aktivieren. Es geht darum, bewusst zu verlangsamen und das vegetative Nervensystem vom Ungleichgewicht zurück in die Ruhe zu bringen. Studien zeigen, dass Yoga die Herzratenvariabilität signifikant erhöht und so die Balance des autonomen Nervensystems verbessert (Tyagi & Cohen, 2016, PMC4959333).

6. Dankbarkeit, Liebe und Mitgefühl kultivieren

Das Erzeugen von Gefühlen wie Wärme und Mitgefühl aktiviert parasympathische Reaktionen. Liebende-Güte-Meditation und Dankbarkeitstagebuch erhöhen die HRV und helfen, die negativen Gedankenschleifen des Stresses zu durchbrechen. Eine Pilotstudie fand heraus, dass ein achtwöchiges Dankbarkeitstagebuch bei Herzpatienten die parasympathische HRV-Antwort verbesserte und gleichzeitig Entzündungsmarker senkte (Redwine et al., 2016, PMC4927423)

7. Waldbaden (Shinrin Yoku)

Ein achtsamer Spaziergang im Wald ist mehr als nur Bewegung an der frischen Luft. Waldbaden bedeutet, sich bewusst mit der Natur zu verbinden: die frische, klare Luft tief einzuatmen, die Geräusche der Bäume und Vögel wahrzunehmen und jeden Schritt achtsam zu setzen. Studien zeigen, dass Waldbaden Stresshormone senkt, die HRV verbessert und das parasympathische Nervensystem aktiviert. Für mich ist es eine der schönsten Möglichkeiten, Ruhe zu finden – die Natur erdet uns und schenkt dem Geist eine wohltuende Pause vom ständigen Denken.

Praktische Alltagstipps

  • Starte mit 5 Minuten Atemübung oder einem kalten Spritzer ins Gesicht am Morgen.
  • Baue mittags oder abends ein kurzes Summen oder Tönen ein.
  • Nutze eine Meditations-App oder geh langsam in der Natur spazieren.
  • Schreibe dir abends drei Dinge auf, für die du dankbar bist.

 

Diese Praktiken sind dein Werkzeugkasten, um das autonome Nervensystem im Alltag zu regulieren. Es sind Werkzeuge der Selbstfürsorge, der Resilienz und der Regeneration.

Yoga zur Regulierung des Nervensystems

Wenn du schon einmal von der Yogamatte aufgestanden bist und dich geerdeter, leichter im Körper und ruhiger im Geist gefühlt hast, dann hast du die Regulierung des Nervensystems am eigenen Leib erfahren. Yoga ist nicht nur Dehnung oder Fitness. Es ist ein tief integriertes System, das auf natürliche Weise das parasympathische Nervensystem stimuliert, den Sympathikus beruhigt und den gesamten Körper-Geist-Komplex lehrt, in einen Zustand ruhiger Wachheit und tiefer innerer Sicherheit zu wechseln.

Ich möchte dir zeigen, wie Yoga das Nervensystem unterstützt, das für Funktionen wie Herzschlag, Verdauung, Blutdruck und Regeneration verantwortlich ist. Gemeinsam werden wir einige spezifische Haltungen und Atemübungen betrachten, die dir helfen können, diesen Prozess zu aktivieren. Außerdem werde ich meine eigenen persönlichen Erfahrungen mit Yoga mit dir teilen.

Warum Yoga für das Gleichgewicht des Nervensystems wirkt

Im Kern der Kraft des Yoga liegt seine Fähigkeit, Bewegung, Atmung und Achtsamkeit miteinander zu verweben – drei entscheidende Werkzeuge zur Regulierung des autonomen Nervensystems. Wenn diese Kombination mit Intention und Sanftheit ausgeführt wird, wirkt sie wie ein Balsam für dein empfindliches Nervensystem.

Du solltest wissen, dass Yoga Folgendes bewirken kann:

  1. Die Vagusaktivität erhöhen (die Gesundheit des Vagusnervs, der der Hauptweg des parasympathischen Nervensystems ist)
  2. Die Herzratenvariabilität (HRV) verbessern – ein Marker für Flexibilität und Resilienz des Nervensystems
  3. Cortisol senken – das primäre Stresshormon des Körpers
  4. Besseren Schlaf, emotionale Regulation und sogar Immunfunktion unterstützen

 

Wenn du tiefer verstehen möchtest, wie Yoga deinen Vagusnerv beruhigt und das Nervensystem ins Gleichgewicht bringt, lies meinen Beitrag Yoga für den Vagusnerv – Sanfte Übungen zum Entspannen und Loslassen. Dort erfährst du, wie gezielte Atem- und Körperübungen den Parasympathikus aktivieren und dein Wohlbefinden nachhaltig stärken.

Eines der interessantesten Dinge, die du durch Yoga entdecken wirst, ist das Bewusstsein für das, was in deinem Körper geschieht. Wenn du sensibler für körperliche Signale wirst (wie Spannung in den Schultern oder flache Atmung), gewinnst du eine größere Fähigkeit, zu reagieren, bevor sich Stress aufbaut. Im Wesentlichen ist dies das Nervensystem, das wahrnimmt – und dann wählt, das parasympathische Nervensystem durch bestimmte Werkzeuge zu regulieren.

Und du musst weder besonders flexibel noch fit sein, um von diesen Vorteilen zu profitieren. Schon wenige einfache Haltungen, langsam und mit Aufmerksamkeit geübt, können eine tiefgreifende Wirkung haben.

Beruhigende Yoga-Praktiken und -Posen zur Regulierung des Parasympathikus

Übungen zur Beruhigung des Nervensystems

Im Folgenden findest du eine Auswahl tief erholsamer Haltungen und Techniken. Du kannst sie einzeln oder als Teil einer täglichen oder abendlichen Sequenz üben. Jede von ihnen stimuliert die parasympathische Aktivität, beruhigt den Sympathikus und fördert innere Ruhe.

1. Die Kindeshaltung (Balasana)

Mann in Balasana, der Kindeshaltung im Yoga. Stirn auf der Matte, Arme nach hinten neben dem Körper abgelegt, Schultern entspannt. Aufnahme in einem ruhigen Yogaraum mit Buddha-Figur und Yoga-Accessoires im Hintergrund.

Die Kindeshaltung ist das Sinnbild der Ruhe. Auf der Matte kniend und nach vorne gebeugt, wobei die Stirn sanft den Boden berührt, spiegelt diese Haltung körperlich den Akt des Loslassens wider und fördert innerlich ein Gefühl von Sicherheit.

so geht’s:

  • Knie dich hin, große Zehen berühren sich, die Knie weit geöffnet oder zusammen.
  • Beuge dich nach vorne, lege den Oberkörper zwischen die Oberschenkel und die Stirn auf den Boden oder ein Kissen.
  • Arme nach vorne ausgestreckt oder entspannt neben dem Körper.
  • Lass den Atem langsamer werden, während sich der Bauch bei jedem Einatmen sanft hebt.

 

Vorteile für das Nervensystem:

  • Senkt Herzfrequenz und Blutdruck
  • Fördert ein Gefühl von Geborgenheit und Sicherheit
  • Unterstützt die Zwerchfellatmung
  • Erdung der mentalen Energie und Linderung emotionaler Überforderung

 

Morgen-Tipp: Wenn deine Hüften angespannt sind, lege ein Kissen unter die Hüften oder zwischen Oberschenkel und Waden. Nimm dir morgens 5–8 Atemzüge in dieser Haltung, um den Tag ruhig zu beginnen.

2. Der liegende Twist (Supta Matsyendrasana) – so geht’s:

Mann macht Yoga Anfänger Übung: sanfte Rücken-Drehung auf der Matte zur Entspannung und Mobilisierung der Wirbelsäule.
  • Lege dich auf den Rücken. Ziehe die Knie zur Brust.
  • Lass beide Knie nach rechts sinken, öffne die Arme seitlich und blicke nach links.
  • Lass die Schwerkraft die Arbeit tun. Atme hier 1–3 Minuten, dann Seitenwechsel.

 

Vorteile für das Nervensystem:

  • Unterstützt Verdauung und Darm-Hirn-Kommunikation
  • Löst muskuläre Spannungen
  • Fördert parasympathische Ruhe und innere Fokussierung
  • Unterstützt Lymphfluss und Durchblutung

 

Tipp: Morgens oder abends vor dem Schlafengehen üben, um Spannungen des Tages loszulassen und in tiefere Ruhe zu gelangen.

3. Beine an der Wand (Viparita Karani) – so geht’s:

  • Setze dich seitlich an eine Wand.
  • Schwinge die Beine hoch, während du dich auf den Rücken legst.
  • Richte die Hüften ein paar Zentimeter von der Wand entfernt aus, die Arme entspannt neben dem Körper.
  • Schließe die Augen und atme ruhig. Bleibe 5–10 Minuten in dieser Position.

 

Vorteile für das Nervensystem:

  • Sanfte Umkehrhaltung, oft „das natürliche Beruhigungsmittel“ genannt
  • Entspannt die Beine und beruhigt den Herzschlag
  • Fördert ein Gefühl von Leichtigkeit und Schweben
  • Aktiviert den Parasympathikus ohne großen Aufwand
Mann übt Viparita Karani, die Umkehrhaltung „Beine an der Wand“ im Yoga. Der Oberkörper liegt entspannt am Boden, die Beine sind senkrecht an der Wand ausgestreckt, die Arme seitlich geöffnet. Diese sanfte Yoga Übung fördert Entspannung, verbessert die Durchblutung und beruhigt das Nervensystem.

4. Wechselatmung (Nadi Shodhana Pranayama)

Diese einfache Atemtechnik bringt das sympathische und parasympathische Nervensystem ins Gleichgewicht. Sie beruhigt das Gedankenkarussell, schärft die Konzentration und bereitet den Körper auf Meditation oder Ruhe vor.

So geht’s:

  • Setze dich bequem hin.
  • Schließe mit der rechten Hand das rechte Nasenloch mit dem Daumen. Atme links ein.
  • Schließe das linke Nasenloch mit dem Ringfinger, öffne das rechte und atme aus.
  • Atme rechts ein, schließe es, und atme links aus. Das ist eine Runde.
  • Mache 5–10 Runden, halte den Atem sanft und gleichmäßig.

Vorteile für das Nervensystem:

  • Balanciert die Gehirnhälften
  • Verbessert HRV und Vagusaktivität
  • Reduziert Angst und unterstützt klare Konzentration
  • Trainiert Flexibilität des Nervensystems und Atemkontrolle

 

Morgen-Tipp: Nutze diese Technik nach dem Aufwachen, um klar vom Schlaf in die Wachheit überzugehen. Sie eignet sich auch perfekt für eine kurze Mittagspause.

 

Wissenschaftliche Forschung zu Yoga und dem Nervensystem

Es gibt inzwischen eine wachsende Zahl an Studien, die bestätigen, was Yogis seit Jahrhunderten wissen – dass Yoga das parasympathische Nervensystem stimuliert, die Interozeption (Wahrnehmung innerer Körperprozesse) erhöht und das autonome Gleichgewicht verbessert.

Es wurde festgestellt, dass Yoga die Herzratenvariabilität (HRV) signifikant verbessert – ein Hinweis auf höhere Vagusaktivität und bessere Anpassungsfähigkeit an Stress.

Schon wenige Wochen Hatha Yoga können zu einer spürbaren Verringerung von Symptomen wie Depression und Angst, zu verbessertem Schlaf und zu einer besseren Herz-Kreislauf-Regulation beitragen.

Atembasierte Yogapraktiken erhöhen zudem die kardiale Vagusmodulation und helfen Praktizierenden, selbst unter Stress das emotionale Gleichgewicht zu halten. Die kombinierten Elemente des Yoga (Atmung, Haltung und Konzentration) bieten eine multidimensionale Form der parasympathischen Aktivierung. Es ist nicht nur ein Werkzeug – es ist ein ganzer Werkzeugkasten. Zusammengefasst zeigen die Daten: Durch regelmäßige Atem- und Yogapraxis lässt sich das vegetative Nervensystem unterstützen und die Stressreaktion nachhaltig abmildern.

Eine aktuelle Studie bei medizinischen Studierenden über sechs Wochen fand, dass regelmäßige Yoga- und Meditationspraxis nicht nur den Serum-Cortisolspiegel senkt, sondern auch die Herzratenvariabilität (HRV) deutlich verbessert, was auf eine gesteigerte parasympathische Aktivität hindeutet (Kavitha et al., 2023).“ Wenn du gleich selbst mit einfachen Übungen starten möchtest, findest du in unserem Blogbeitrag Yoga Übungen für Anfänger hilfreiche Anleitungen für den Einstieg.

Möchtest du dein Nervensystem aktiv trainieren?

Wenn du neugierig bist, wie moderne HRV-Messung und Atemtraining im Alltag aussehen können, lies meinen Biofeedback-Erfahrungsbericht. Dort zeige ich, wie ich Biofeedback-Geräte zuhause nutze, um Balance, Entspannung und Resilienz gezielt zu unterstützen.

FAQ – Nervensystem beruhigen

Wie kann ich mein Nervensystem bei akutem Stress schnell beruhigen?

Kurz pausieren, Bauchatmung (4–6 Sek. Ein-/Ausatmen), kaltes Wasser ins Gesicht und ein 2-Minuten-Bodyscan. Das aktiviert den Parasympathikus und senkt die Stressreaktion. Zusätzlich kann regelmäßige Meditation hilfreich sein, um mehr innere Ruhe zu finden, den Schlaf zu unterstützen und möglicherweise die Resilienz gegenüber Belastungen zu stärken.

Langes Ausatmen (z. B. 4-7-8, Kohärenzatmung 5–6 Atemzüge/Min.) stimuliert den Vagusnerv, reduziert Herzfrequenz und stabilisiert das vegetative System.

1 Minute Summen/Brummen, Vorbeuge oder Kindeshaltung + 5 tiefe Atemzüge. Der Fokus nach innen signalisiert Sicherheit.

Sanfte Haltungen, bewusster Atem und geführte Meditation erhöhen HRV, senken Cortisol und bringen den Körper aus dem „Alarmmodus“. Eine Übersicht von mehr sanften Haltungen zur Beruhigung findest du hier. 


Vagusnerv stimulieren: langsames Ausatmen, Summen/Chanten, kalte Gesichtsdusche, „Beine hoch an der Wand“. So schaltest du in Regeneration.

Licht dämpfen, 5 Minuten Resonanzatmung, kurze Dankbarkeitsliste, Screens aus. Das beruhigt Puls & Geist und fördert Tiefschlaf.

Ja. 3 Minuten Body-Scan + Atembeobachtung unterbrechen Grübelschleifen und stabilisieren das autonome Nervensystem.


Summen, Singen/„Om“, Kältereiz an Gesicht/Hals, langsame Vorbeugen, Viparita Karani. Alles fördert Parasympathikus-Aktivität.

Durch regelmäßige Mikro-Pausen mit Atemfokus, sanftes Yoga und Dankbarkeitsrituale. So lässt sich auch das autonome Nervensystem beruhigen und die Grundspannung sinkt. Ergänzend kann besonders Meditation für Anfänger ein guter Einstieg sein, um Achtsamkeit zu entwickeln und den Alltag gelassener zu gestalten.


Tägliche Atemübungen (bes. langes Ausatmen), Achtsamkeit und ruhige Bewegung senken Stresshormone und können stabile Blutdruckwerte unterstützen. 

Den Parasympathikus aktivieren gelingt, wenn du deinem Körper konsequent „Sicherheits-Signale“ gibst: ruhiges, verlängertes Ausatmen (etwa 4-7-8), kohärentes Atmen um 5–6 Atemzüge pro Minute, sanftes Summen oder Chanten, kurze Kältereize im Gesicht oder am Hals sowie ruhige Yoga-Haltungen wie Kindeshaltung oder „Beine an der Wand“. Gemeinsam sprechen diese Reize den Vagusnerv an, senken Puls und Blutdruck und schalten das vegetative System in den Erholungsmodus. In der Praxis reicht oft ein kurzes Mikro-Ritual morgens oder abends – ein paar bewusste Atemzüge, ein Moment Achtsamkeit, etwas Stille – um den Parasympathikus zu aktivieren und spürbar mehr innere Ruhe zu erleben.

MBSR steht für Mindfulness-Based Stress Reduction und ist ein 8-Wochen-Programm, das von Jon Kabat-Zinn entwickelt wurde. Es kombiniert Achtsamkeitsmeditation, sanfte Körperübungen und Strategien zur Stressbewältigung. Zahlreiche Studien zeigen, dass MBSR Stress, Angst und depressive Symptome deutlich reduziert und gleichzeitig das parasympathische Nervensystem aktiviert – also den Teil, der für Ruhe und Regeneration zuständig ist (Goyal et al., 2014)

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